Transparenz bei der Schulinspektion

"Wir wollen lernen!" setzt sich für mehr Transparenz in den Hamburger Schulen in Form einer Veröffentlichung der Ergebnisse der Schulinspektion der einzelnen Hamburger Schulen ein. 

Die Schulinspektion in Hamburg ist eine Abteilung des Instituts für Bildungsmonitoring (ifbm). (www.bildungsmonitoring.hamburg.de). Die Schulinspektion hat den Auftrag, alle staatlichen Hamburger Schulen mit einem standardisierten Verfahren innerhalb von vier Jahren zu evaluieren. Zu diesem Zweck werden die Schulen zunächst in einem Losverfahren gezogen. Die repräsentative Stichprobe orientiert sich an den Kriterien Schulform und Sozialindex. Freiwillige Bewerbungen sind aber weiterhin möglich. Am 26.1.2011 hat die Schulbehörde den neuen Jahresbericht 2009-2010 vorgelegt. Das Problem: Weder aus dem Jahresbericht noch aus den sonstigen Angeaben des öffentlich zugänglichen Internet-Angebotes können interessierte Eltern und z. B. Lehramtsbewerber die Ergebnisse der Schulinspektion für eine konkrete Schule ersehen, an der sie eventuell ihr Kind anmelden oder an der sie sich als Lehrkraft auf eine Stellenausschreibung bewerben möchten. Eine größere Transparenz gerade auch hinsichtlich solcher Informationen würde aber dazu beitragen, dass die jeweiligen Schulen die Ergebnisse der Schulinspektion zum Anlass nehmen, gerade auch bei negativen Bewertungen ganz konkret nachzubessern und die Arbeit in der Sdchule mit den betroffenen Gruppen (Eltern, Schüler, Lehrkräfte) weiter zu optimieren.

"Wir wollen lernen!" setzt sich deshalb dafür ein, dass die Ergebnisse der Schulinspektion – selbstverständlich unter Wahrung datenschutzrechtlicher Belange – bezogen auf alle Hamburger Schulen jeweils öffentlich zugänglich gemacht werden.

Nähreres hierzu und zur öffentlichen Diskussion finden Sie u. a. hier:

Scheuerl fordert: "Schul-TÜV öffentlich machen!" (Hamburger Morgenpost v. 31.1.2011)

Welche Risiken mit einer Schulinspektion verbunden sind, solange die ihr zugrunde liegenden Kriterien nicht transparent und öffentlich diskutiert werden, wird deutlich, wenn man die Prüfkriterien der Hamburger Schulinspektion genauer betrachtet, die sich im sog. "Orientierungsrahmen Schulqualität" finden: Institut für Bildungsmonitoring Hamburg: "Orientierungsrahmen Schulqualität"

Tatsächlich stammt die aktuelle Version aus dem Jahr 2008 und wurde unter der damaligen Senatorin Christa Goetsch sozusagen als erste Amtshandlung erstellt. Die zuständige Projektleiterin, Frau Dr. Maike Krätzschmar, arbeitet an einem Forschungsprojekt, das noch direkt aus der Zeit der Primarschul-Pläne zu stammen scheint, nämlich über individualisierten und jahrgangsübergreifenden Unterricht, wobei sie bereits in der Projektbeschreibung Vermutungen über angebliche Vorteile individualisierten Unterrichts anstellt: http://www2.erzwiss.uni-hamburg.de/forschung/Gradkoll/mitglied/kraetzschmar.html

So überrascht es nicht, dass auch die für die Schulinspektion vorgegebenen "Qualitätsmerkmale" noch den Goetsch'schen Primarschul-Plänen angepasst sind: Die "Indikatoren" für insgesamt 48 angebliche "Qualitätsmerkmale" finden sich auf den Seiten 14 bis 33 des Orientierungsrahmens. Auf diesen knapp 20 Seiten kommt "Bildung" nur ein einziges Mal als Indikator vor, auch dies allerdings nur verschwommen: "Die Schule setzt die Anforderungen der Bildungspläne um und erreicht die dort gesetzten Standards" (a. a. O., S. 32). Eine einziges Qualitätsmerkmal (2.2.2) befasst sich mit dem Unterricht. Dort findet sich sogleich aber auch die Primarschul-Heilslehre (Methodenwechsel, selbstorganisiert, Lernstrategien, Handlungsorientierung).

Eine Überarbeitung des Orientierungsrahmens soll laut Jahresbericht 2009/10 noch im Jahr 2011 erscheinen. Es wird deshalb sehr wichtig sein, dass unabhängig vom Ausgang der Bürgerschaftswahl alle betroffenen Gruppen in die Diskussion einbezogen werden und diese transparent geführt werden kann. Andernfalls bestünde die Gefahr, dass die von den Ideen der ehemaligen Senatorin Goetsch geprägte 2008-Fassung von den Behördenmitarbeitern praktisch fortgeschrieben und so nach außen der falsche Eindruck erweckt wird, Schulen, die sich den Primarschul/Einheitsschul-Ideologien verschließen – und guten Unterricht machen – seien "schlechter" als andere Schulen.

Herzliche Grüße,
Ihr Team "Wir-wollen lernen!"