Schwarzbuch Schulsenator Rabe

Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) hat seit seinem Amtsantritt im Frühjahr 2011 mit zahlreichen Maßnahmen in das Hamburger Schulsystem eingegriffen, die sich nachteilig auf die pädagogische und fachliche Leistungsfähigkeit der Hamburger Schulen auswirken. Ferner hat er trotz erkennbarer nachteiliger Entwicklungen in vielen Bereichen nicht dort eingegriffen, wo es erforderlich gewesen wäre, und auf diese Weise weitere Beschädigungen des Hamburger Schulsystems und Nachteile für viele Tausend betroffene Hamburger Schülerinnen und Schüler in Kauf genommen. Diese Untätigkeit wiegt umso schwerer, als Senator Rabe in der laufenden Legislaturperiode eine absolute Regierungsmehrheit seiner Fraktion hinter sich wusste, Missstände also jederzeit und kurzfristig hätte abstellen können. Dass er dies nicht getan hat, liegt mithin auch in seiner Verantwortung.

Angesichts dieser Entwicklung ist es an der Zeit, die von Schulsenator Rabe zu verantwortenden Maßnahmen ebenso wie die von ihm zu verantwortenden Unterlassungen zusammenzustellen und nach Schulformen sortiert aufzulisten. Denn niemand soll später sagen, das habe man ja gar nicht gewusst…

 

Das Schwarzbuch von Schulsenator Ties Rabe

Grundschulen

Maßnahmen von Schulsenator Rabe mit negativem Einfluss auf das Bildungspotential:

  1. Abschaffung der Schreibschrift als verbindlicher Unterrichtsinhalt für alle Grundschulen
  2. Reduzierung der Bildungspläne auf bloße „Kompetenzorientierung
  3. Schulsenator Rabe zwingt Kinder mit Kita-Gutschein im Zuge der Einführung seines „GBS“-Konzeptes in den GBS-Grundschulen in die Nachmittags-Hortaufbewahrung in den Schulräumen.
  4. Neuzuteilung von Sozial-Indizes („KESS-Faktoren“) unter Schulsenator Rabe führt zu Mittelkürzungen für zahlreiche Hamburger Grundschulen; 67 Grundschulleiter warnen in einem offen Brief vor „katastrophalen Folgen“.

Untätigkeit von Schulsenator Rabe trotz negativer Entwicklung:

  1. Obwohl in Hamburger Grundschulen vor allem in Mathematik zu viele Lehrkräfte fachfremd unterrichten, bleibt Senator Rabe untätig.
  2. Senator Rabe weigert sich auch nach einer Expertenanhörung im Schulausschuss, die Elemente der vor allem für Kinder aus sozial schwächeren Familien nachteilige Methode "Lesen durch Schreiben" (sog. Reichen-Methode) aus dem Bildungsplan Deutsch zu verbannen.
  3. Schulsenator Ties Rabe weigert sich, benotete Diktate zur Überprüfung der Rechtschreibleistungen wieder einzuführen.
  4. Senator Rabe weigert sich, eine verbindliche Korrektur von Rechtschreibfehlern vor der Jahrgangsstufe 3 einzuführen.

 

Stadtteilschulen

Maßnahmen von Schulsenator Rabe mit negativem Einfluss auf das Bildungspotential:

  1. Reduzierung der Bildungspläne auf bloße „Kompetenzorientierung

Untätigkeit von Schulsenator Rabe trotz negativer Entwicklung:

  1. Vernachlässigung des gegenüber den Gymnasien eigenständigen Bildungsauftrags der Stadtteilschulen (§ 15 Abs. 2 SchulG): Vermittlung von guten Haupt- und Realschulabschlüssen
  2. Schulsenator Rabe duldet, dass zahlreiche Stadtteilschulen entgegen dem Schulgesetz und entgegen den KMK-Vorgaben nicht ausreichend in äußerer Differenzierung in abschlussbezogenen Klassen und Kursen unterrichten.
  3. Unzureichende Ausstattung von Inklusions-Klassen mit Sonderpädagogen für eine Doppelbesetzung nach dem Vorbild der bisherigen I- und IR-Klassen
  4. Obwohl sich deutlich abzeichnet, dass das Konzept „Fördern statt Wiederholen“ für viele Schülerinnen und Schüler nachteilige Auswirkungen hat, beharrt Schulsenator Rabe auf diesem Konzept und weigert sich, die Möglichkeit des Jahrgangswiederholens (“Sitzenbleiben“) wieder einzuführen.

 

Gymnasien

Maßnahmen von Schulsenator Rabe mit negativem Einfluss auf das Bildungspotential:

  1. Reduzierung der Bildungspläne auf bloße „Kompetenzorientierung
  2. Schulsenator Rabe schafft mit Wirkung ab dem Abitur 2014 die bisher regelhaften neutralen, externen Zweitgutachten bei Abiturprüfungen ab.
  3. Schulsenator Rabe schafft mit Wirkung ab dem Abitur 2014 verbindliche neutrale Zweitgutachten auch schulintern ab: der Zweitgutachter erhält künftig das Erstgutachten und kann sich diesem „anschließen“.
  4. Senator Rabe setzt im Juni 2014 eine Richtlinie durch, mit der Hausaufgaben an den Gymnasien begrenzt werden: in den Hauptfächern Deutsch, Mathematik und Englisch sowie in der zweiten Fremdsprache auf nur noch eine Hausaufgabe pro Schulwoche und Fach, in den Nebenfächern sogar auf nur noch eine Hausaufgabe je Fach alle zwei Wochen.

Untätigkeit von Schulsenator Rabe trotz negativer Entwicklung:

  1. Obwohl sich deutlich abzeichnet, dass das Konzept „Fördern statt Wiederholen“ für viele Schülerinnen und Schüler nachteilige Auswirkungen hat, beharrt Schulsenator Rabe auf diesem Konzept und weigert sich, die Möglichkeit des Jahrgangswiederholens (“Sitzenbleiben“) wieder einzuführen.

Sonder- und Förderschulen

Maßnahmen von Schulsenator Rabe mit negativem Einfluss auf das Bildungspotential:

  1. Schließung und Zusammenlegung von Standorten
  2. Umwandlung von Schulstandorten in verwaltungsorientierte ReBBz („Regionale Bildungs- und Beratungszentren“)
  3. Abschaffung der individuellen sonderpädagogischen Ressource für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den Bereichen Lernen und/oder Sprache und/oder emotionale und soziale Entwicklung und deren Ersetzung durch eine nur noch „systemische“ Ressource für alle Schulleitungen nach dem Gießkannenprinzip

Untätigkeit von Schulsenator Rabe trotz negativer Entwicklung:

  1. Schulsenator Rabe klammert die Sonder- und Förderschulen aus dem Schulentwicklungsplan aus.
  2. Schulsenator Rabe stellt nicht sicher, dass eine ausreichende Zahl von Schulbegleitern zur Verfügung steht, die Folge ist ein Antragsstau im Sommer 2013: Als Folge der Schließung von Standorten und der Umsteuerung von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in allgemeine Schulen haben die betroffenen Kinder und Jugendliche deutlich längere Schulwege und sind daher auf Schulbegleiter angewiesen.

Alle Schulformen

Maßnahmen von Schulsenator Rabe mit negativem Einfluss auf das Bildungspotential:

  1. Mangelhafte Schulentwicklungsplanung: Zahl der Schülerinnen und Schüler, die in Containern unterrichtet werden, schnellt nach dem Amtsantritt von Senator Rabe nach oben, mehr als 7.000 Schülerinnen und Schüler müssen im Sommer 2011 in Containern lernen.
  2. Reduzierung der Bildungspläne auf bloße „Kompetenzorientierung
  3. Einführung eines nur noch kompetenzorientierten „Orientierungsrahmens Schulqualität“
  4. Schulsenator Rabe weitet den „bedarfsdeckenden Unterricht“ durch Referendarinnen und Referendare aus.
  5. Schulsenator Rabe bzw. seine Regierungsfraktion reduzieren die Zahl der verbindlichen Lernentwicklungsgespräche auf nur noch ein Lernentwicklungsgespräch pro Schuljahr.
  6. Schulsenator Rabe setzt im Juni 2014 eine Änderung des Schulgesetzes durch, mit der es der Behörde ermöglicht wird, unter Beschränkung des Grundsatzes der „selbstverantworteten Schule“ den Schulkonferenzen verbindliche Vorgaben u. a. zum Umfang und zur Verteilung von Hausaufgaben zu machen (siehe: Gymnasien).

Untätigkeit von Schulsenator Rabe trotz negativer Entwicklung:

  1. Schulsenator Rabe verweigert sich einem in der Expertenanhörung im Schulausschuss von allen Experten befürworteten Konzept für die Förderung besonders begabter und hochbegabter Schülerinnen und Schüler.
  2. Obwohl sich deutlich abzeichnet, dass das Konzept „Fördern statt Wiederholen“ für viele Schülerinnen und Schüler nachteilige Auswirkungen hat, beharrt Schulsenator Rabe auf diesem Konzept und weigert sich, die Möglichkeit des Jahrgangswiederholens (“Sitzenbleiben“) wieder einzuführen.

Die hier aufgezeigten Maßnahmen folgen erkennbar einem schulpolitischen Ziel, zu dem sich Schulsenator Ties Rabe schon 2009 in einem Interview bekannt hat, zu einem Zeitpunkt, als er noch Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft und schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion war:

Auszug: Längeres gemeinsames Lernen erreichen wir nicht mit der Brechstange. Das zeigt die behutsame Einführung von Gemeinschaftsschulen in Schweden. Wir wollen in einem ersten Schritt die Haupt-, Real- und Gesamtschulen zusammen mit den verkürzten Gymnasien zur Stadtteilschule zusammenführen. Und wir wollen diese neue Stadtteilschule zu der Schulform Hamburgs entwickeln. Gymnasien können nach Zustimmung der Eltern direkt in die Stadtteilschule einbezogen werden. Die anderen Gymnasien sollen durch innere Schulentwicklung (individualisierter Unterricht, Fördern statt Abschulen) weiterentwickelt werden. Über Kooperationen sollen beide Schulformen Schritt für Schritt zusammengeführt werden.“ (Hervorhebungen WWL)

tiesrabe.de v. 11.2.2009: Längeres gemeinsames Lernen erreichen wir nicht mit der Brechstange

Senator Rabe liegt damit auf einer Linie mit einer im November 2013 veröffentlichten Erklärung der AfB der Nord-SPD und mit dem Votum der SPD und der GAL/GRÜNE aus dem Bericht der Enquete-Kommission vom 16.3.2007 (Drs. 18/6000, a. a. O., S. 84), in der sich die SPD ausdrücklich zu dem Ziel einer "eine Schule für Alle" bekannt hat.

 

PDF-Datei zum Download: Schwarzbuch Schulsenator Rabe

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